© Karin Bednorz

Eine Frühkastration würde ich niemals durchführen lassen, es sei denn, es wäre medizinisch unumgänglich. Natürlich werde ich jetzt auch versuchen, dies zu erklären:

Einige Zeit vor Pubertätsbeginn werden erhöhte Stresshormone ausgeschüttet, die wesentliche Konsequenzen für das Verhalten des erwachsenen Hundes haben. Die Pubertät endet bei einem mittelgroßen Hund erst ca. nach der 3. Läufigkeit.
Durch die „Anschaltung der Pubertätsgene“ und die verbundenen Sexualhormone wird dann auch erst die Schilddrüse aktiviert. Thyroxin und Wachstumshormone werden verstärkt produziert. So wird z.B. durch den Einfluss der Hormone das Längenwachstum der Röhrenknochen beendet – dies erklärt, warum Frühkastraten größer werden als ihre unkastrierten Geschwister. Durch den Einfluss der Hormone wird die bis dato knorpelige Fuge kurz vor dem Gelenkstück des jeweiligen Knochens endgültig geschlossen. Gleichzeitig ändern sich dadurch die Drehmomente und Drehverhältnisse an den Gelenken.

Jeder kann sich jetzt ausmalen, welche Auswirkungen eine Kastration vor diesem wichtigen Entwicklungsabschnitt hat: Bei einer zu frühen Kastration wird dem Tier dieser nötige Hormonschub zur Umgestaltung der Knochen und Gelenke genommen. Es ist daher unumstritten, dass frühkastrierte Hunde erheblich mehr zu Gelenkserkrankungen neigen. Neben Knochen, Bändern, Muskeln usw. werden aber auch das Nervensystem, Herz-Kreislauf und Atmung bewiesenermaßen in Mitleidenschaft gezogen.

Der Hauptpunkt liegt aber wohl im Gehirn. Während der Pubertät schwanken alle Hormone in ihrer Konzentration sehr stark. Daraus ergeben sich die typischen Stimmungsschwankungen, die auch wichtig und nötig sind, um sozusagen das System für die Zukunft zu eichen, um es dann auf einen alltagstauglichen Mittelwert einzustellen.