[Maulhöhlen-Special im Januar 2017 – Teil 3]

Hunde mit beginnendem Zahnstein werden in aller Regel wegen mehr oder weniger fiesem Mundgeruch vorgestellt.
Im Gegensatz zu Herrchen und Frauchen putzen sich Hund und Katze aber auch nicht die Zähne – „Jaaaa, Ausnahmen bestätigen die Regel“.
Dass Zahnbeläge schon nach kurzer Zeit anfangen unschön zu riechen ist jedem klar. Wie es aussieht wenn man das Zähneputzen für mehrere Tage einstellt kann man sich auch noch vorstellen.
Hunde säubern sich ihre Zähne bzw. Zahnzwischenräume lediglich mechanisch beim Kauen auf diversen Utensilien, die mal mehr und mal weniger geeignet sind.

Was aber oftmals vergessen wird ist dass diese Beläge mit der Zeit zu absolut tickenden Zeitbomben werden können, denn:

1. ist wissenschaftlich belegt, dass sich Bakterien aus Plaque und Zahntaschen sehr häufig über den Blutstrom auf Herzklappen niederlassen, dort Entzündungen hervorzurufen und die Herzleistung dadurch drastisch reduzieren können.
2. kann man auf den rechten Bildern gut erkennen wie weit eine solche Entzündung des Zahnfleisches sowie des Kieferknochens gehen kann.

Im vorliegenden Fall waren die Zahnhälse durch den fortgeschrittenen Zahnstein derart freigelegt, dass der komplette Zahn-Halteapparat aufgelöst war und 11 Zähne (!!!) nur noch von der eitrigen Wundschwellung in ihren Zahnfächern gehalten wurden. Da sich die Entzündung in den vorangegangenen Monaten flächig ausgebreitet und dabei große Teile des Kieferknochens aufgelöst hatte, konnte man nach Entfernung der Eckzähne durch die Gaumenlöcher in die Nasenhöhle schauen.
Trotz seiner knapp 10 Jahre hat die Patientin den Eingriff gut überstanden.
Laut Vorbericht zeigte die Hündin lediglich etwas Zahnfleischbluten!?!
Obwohl diese massive Parodontose mit eitrigem Knochenfraß über einen geraumen Zeitraum unglaubliche Schmerzen verursacht haben muss, war der Hund absolut NICHT abgemagert. Einzig der faulige Mundgeruch und ein etwas reduzierter Spieldrang waren aufgefallen. Zweiteres wurde jedoch fälschlicherweise aufs Alter geschoben.

Dieser Artikel soll zeigen welche Schmerzen bzw. welches Unwohlsein Hunde (aber auch Katzen!) in der Lage sind zu kaschieren.

Der Erfolg der anfangs erwähnten mechanischen Reinigung zur PROPHYLAXE hängt dabei von mehreren Faktoren ab:

Der Hund muss zuerst Gefallen am Knabbern und Kauen haben. Aus eigener Erfahrung kann ich sagen, dass die meisten Zwergenrassen eher unmotiviert sind etwas für Ihre Zahngesundheit zu tun.

Des Weiteren muss das Gebiss des Tieres ‚funktionieren‘ und sich selbst reinigen können. Beim Vorfahr, dem Wolf, wurde dieser Umstand durch natürliche Auslese sichergestellt. Bei heutigen Kurznasen-Rassen (Brachycephalensyndrom), allen voran sind hier Mops und Bulldoggen zu nennen, stehen die Zähne oftmals vollkommen schief und schräg oder sind erst gar nicht angebildet. Dadurch kann die Reinigung einfach nicht optimal funktionieren.
[Bitte nicht falsch verstehen: ich mag die kleinen Schweinehunde mit ihrem liebevollen Wesen total gern. Zahntechnisch sind sie Langnasen-Rassen aber einfach chancenlos unterlegen]

Die genetische Komponente darf auch niemals außer Acht gelassen werden.
Ähnlich wie manche Tierhalter selbst ständig zum Zahnarzt müssen (obwohl sie wirklich regelmäßig und gewissenhaft putzen) und Andere (bedeutend ‚putzfauler‘) nur alle paar Monate zum Routine-Check müssen, kann es sich bei Hund und Katze genauso verhalten. Somit können Tiere mit gleichen anatomischen Voraussetzungen einen komplett verschiedenen Mundhygiene-Status aufweisen.

Bei Katzen gilt das Fangen und Fressen von Mäusen übrigens als beste Form der Prophylaxe. Durch das Zerkauen der kleinen Knöchelchen übernimmt die Maus als Beutetier sozusagen die Zahnbürstenfunktion ☺️

Zum Schluß ein ernst gemeinter Hinweis an die Werbefritzen (ihr wisst genau wen ich meine): jedwede Reklame auf unserer Seite wird umgehend gelöscht und der User gesperrt. Verkneift es euch einfach! Ist für alle das Beste…

©Tierarzt Sebastian Goßmann-Jonigkeit (aus Engelskirchen nahe Köln)
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