Die Audiometrische Untersuchung prüft unbeeinflussbar das Vorhandensein der Hörfähigkeit oder des Hörverlustes sowohl in der Human- wie auch in der Veterinärmedizin.
Bis vor wenigen Jahren waren nur wenige VDH Dalmatiner Züchter bereit, diese Untersuchung bei ihren Zuchttieren durchführen zu lassen. Zum Glück gehört diese Einstellung aber längst der Vergangenheit an, und bei den VDH angeschlossenen Dalmatiner Vereinen ist es seit August 2004 Pflicht, die Zuchttiere, einige Jahre später wurde es auch Pflicht, den kompletten Nachwuchs testen zu lassen.

Taubheit ist absolut kein neuzeitliches Problem in der Hunde- und Katzenzucht, allerdings gehen die heutigen Züchter weitaus offener mit diesem Problem um. Mittlerweile ist auch bekannt, dass nicht nur ausschließlich Dalmatiner mit diesem Gen-Defekt behaftet sein können, sondern ebenso eine Vielzahl anderen Hunderassen.
Mittlerweile sind etwa 80 betroffene Rassen bekannt, vorzugsweise Rassen mit Weißanteilen.

Elektrodiagnostische Untersuchungen zur Überprüfung des Gehörs sind unter verschiedenen Begriffen in der Literatur bekannt, benennen aber die gleiche Untersuchung:

BAER – Test “brain stem auditory evoked response“
BAEP – Test “brain stem auditory evoked potential“
ABR – Test “auditory brain stem response“
AEP – Test “Audiometrie Hirnstamm Gehörtest„

Das Verfahren wurde in den 70Jahren entwickelt, regelmäßig eingesetzt wurde es in der Tiermedizin allerdings erst in den 80er Jahren. Bei der Audiometrie misst man elektrische Aktivitäten in der Cochlea und im Gehirn, vergleichbar mit einem EKG, welches die elektrischen Ströme des Herzens misst.
Die Audiometrie sollte mit einer leichten Sedation durchgeführt werden, um eine exakte Messung im Ruhezustand zu gewähren, wobei die Messung selbst nicht schmerzhaft für das Tier ist. Bewegungen des Tieres können aber die Messung beeinflussen, sodass das Festhalten der Tiere störend und verfälschend sein kann und dem Tier auch manchmal die vielen Drähte vor seinem Gesicht störend erscheinen können.
Bestimmte, festgelegte und getestete Beruhigungsmittel und Narkosemittel beeinträchtigen übrigens nicht das Testergebnis. Die Lautstärke der Messtöne sind ein wichtiger Punkt bei der AEP – Untersuchung, der bei allen Untersuchungen in gleicher Lautstärke vorgenommen werden muss.
Die Richtlinie wurde vom VDH bindend mit 80 dB nHL festgelegt. Da dB eine logarithmische Einheit ist, wäre eine Steigerung von 10dB gleichsetzend mit einer Verzehnfachung der Lautstärke.
Zur Messung wird hinter jedes Ohr eine kleine, sehr dünne Messnadel unter die Haut geschoben, eine dritte wird mittig im Schädelbereich platziert, und eine MasseElektrode wird unter die Nackenhaut geschoben. Mit der drittplazierten Nadel ( Schädelmitte ) werden die Gehirnströme aufgezeichnet, sodass am Ende ein Bild aus Kurven entsteht.
Nun bekommen die Tiere noch jeweils einen kleinen, schaumstoffgepolsterten Kopfhörer in jedes Ohr, die einen luftgeleiteten Stimulus Click produzieren.
Die Nadel-Elektroden messen nun, ob das Innenohr die Geräusche aufgenommen hat und weiter ans Gehirn geleitet wurden.
Nun kann das computergesteuerte Messgerät die Nervenpotentiale analysieren und als Hörkurve aufzeichnen. Jedes Ohr wird separat getestet, und bekommt seine eigene Kurve, worauf man erkennen kann, auf welchem Ohr sich eventuell eine Hörschädigung oder gar Taubheit befindet. Der Vorgang dauert höchstens 15 Minuten.
Der Stimulus Click beinhaltet sämtliche hörbaren Frequenzen mit Ausnahme der Hochfrequenzen. Die Audiometrie ist eine frequenzunabhängige Untersuchung, die in erster Linie das Vorhandensein oder das vollständige Fehlen des Hörvermögens feststellt.

Die ausgegebenen Kurven bestehen aus einer Serie von Spitzen. Die erste wird dabei von der Cochlea und dem Hörnerv produziert, die Folgenden vom Gehirn.
Die Ausgabekurve eines tauben Ohres ist eine flache Linie.

Da die Amplitude sehr klein ist, werden mehrere Stimulierungen durchgeführt, und daraus der Durchschnitt gebildet. Damit werden Einflüsse (elektroenzephalographische Aktivitäten und Muskelaktivitäten) ausgeschlossen, die nichts mit dem Gehör zu tun haben.
Diese Reaktionen werden durch ein spezielles Computerprogramm mittels der Nadelelektroden erfasst. Aus der Messung ergibt sich nur eine Messwertreihe, wobei die Zahlenkolonne wenig übersichtlich ist. Bei der Übertragung auf Papier ist ein einheitlicher Maßstab wichtig. Früher gab es Auswertungen, die keine Bezeichnung der Amplitudenhöhe hatten oder aber Werte die zwischen 200 nV/Div und 1.000 nV/Div lagen.

Der VDH hat in seinen Durchführungsbestimmungen eine Amplitudenhöhe von 1.000 nV/Div vorgegeben.

 

©Karin Bednorz 06/2008