Als „des Menschen bester Freund“ lebt der Hund heutzutage meist als Familienmitglied mitten im Geschehen. Bevor ein Hund in eine Familie zieht, informieren sich erwachsene Menschen in der Regel und lernen (hoffentlich) schnell, wie man mit einem Hund umgeht. Die Körpersprache des Hundes richtig deuten zu können, ist ein wichtiger Schlüssel für ein harmonisches Zusammenleben.
Für Kinder liegt hier genau das Problem, denn selbst wenn sie mit Hunden aufgewachsen sind, erschliesst sich ihnen das Verhalten eines Hundes nicht so, wie es das für Erwachsene tut.
Hunde, die beim Züchter mit Kindern aufgewachsen sind, haben in der Regel keine Zurückhaltung. Dies hat Vor- und Nachteile, denn sie haben zwar keine Angst, der Respekt fehlt jedoch auch meist. So werden Kinder als Spielkamerad angesehen und oft heftiger angesprungen oder angeknabbert, als es ein Kind eigentlich gut findet. Spielwütige, spitz-zahnige Welpen, die zu doll spielen, verderben Kleinkindern schnell die Lust. Selbst Kinderstimmen in der Ferne versetzen diese Welpen oft in freudige Erregung und sie sind später in der Regel (und bei entsprechender positiver Sozialisierung !) kinderfreundlich und etwas „abgehärtet“.
Für Hunde, denen Kinder fremd sind, sind schrille Stimmen oft unangenehm, die Körperhaltung und etwas unkontrollierten Bewegungen wirkt sogar manchmal bedrohlich. Hier ist eine gute Mitarbeit der Kinder wichtig, um den Hund/Welpen langsam an die neue Situation zu gewöhnen und um Bindung und Vertrauen aufzubauen.
Egal welche Ausgangslage man hat: Der Einsatz und das Feingefühl der Eltern bzw. (wenn es sich um fremde Kinder handelt) des Hundebesitzers ist gefragt, denn ein Kind muss lernen, wie es sich vor einem übereifrigen Hund retten kann, ohne ihn aus Machtlosigkeit zu hauen oder zu treten. Es muss verstehen, dass Rennen, Springen und direkter Augenkontakt bei einem Hund möglicherweise ein unerwünschtes Verhalten auslöst. Genauso wichtig ist das Einbinden in das Trainieren von Grundkommandos, was dem Miteinander auf beiden Seiten hilft, sowohl bei Übermut als auch bei Unsicherheit.
Lassen Sie Kinder nicht unbeaufsichtigt mit dem Hund alleine.
Egal wie groß das eigene Vertrauen zum Hund ist: Der liebste Hund kann ein Kind schwer verletzen wenn er (für sich völlig natürlich und logisch) unerwünschtes Verhalten des Kindes maßregelt. Selten sehen Hunde Kleinkinder als Respektsperson an. Kinder können selten an einem veränderten Blick, an einer angespannten Körperhaltung innerhalb von Sekunden Unwohlsein eines Hundes richtig einordnen!
Im Internet kursieren zahlreiche Videos, die einem erfahrenen Hundebesitzer einen Schauer über den Rücken jagen. Viel zu viele Menschen missverstehen den eigenen Vierbeiner und ignorieren oder belächeln sogar ganz klare Signale der Tiere. Kommt es dann zu Unfällen, ist das Geschrei groß und meist landet der arme Hund im Tierheim – Schuld war hier jedoch menschliches Versagen und die Unfähigkeit, eine Situation korrekt zu deuten!
Als Hundebesitzer ist man stets dazu verpflichtet dafür zu sorgen, dass sich der eigene Hund mit Kindern (und generell anderen Personen) wohl fühlt – und umgekehrt! Niemals kann man verlangen, dass sich Andere korrekt verhalten.
Und gibt es Probleme oder Sorgen: Fragen Sie den Züchter Ihres Hundes oder suchen Sie Hilfe bei einem guten Hundetrainer!
©Melissa Glasner