Oder: Warum VDH – braucht man wirklich diese Papiere?!
Nun, um dies zu beantworten, muss man sich erst einmal überlegen, welche Prioritäten man selbst hat.
Viele Hundefreunde werden denken, dass sie ja Papiere nicht brauchen, um einen lieben Familienhund zu besitzen. Das ist korrekt! Liebe Hunde gibt es viele, die Tierheime sind voll und Hinterhof-Züchter gibt es zur Genüge.
Hat man sich dann dazu entschieden einen Welpen zu adoptieren, weil man sein neues Familienmitglied von Klein auf und durch und durch kennen möchte, führt der Weg in der Regel zum Züchter.
Hier trifft man auf dreierlei „Völkchen“:
1. Schwarzzüchter
2. VDH Züchter (VDH (Verein für das Deutsche Hundewesen), Mitglied in der FCI (Fédération Cynologique Internationale))
3. Dissidenz Züchter
Ich beginne bewusst mit der Schwarzzucht, um eine Grundlage zu schaffen.
Als Schwarzzucht lässt sich jede nicht registrierte, nicht dokumentierte Privat-Verpaarung bezeichnen. Meist sind dies Mischlingswürfe zweier sich in einer Familie oder auch im Freundeskreis befindenden Hunde. Das Hauptaugenmerk liegt hier in der Regel bei „nur einmal Welpen haben“; Ahnen, Genetik und Gesundheit von Vorfahren dieser Hunde sind selten bis nicht bekannt. Hier unterliegt niemand irgendwelchen Regeln, wobei (auch) hier das Veterinäramt aufmerksam wird, wenn zu viel schief läuft. Offizielle Hörtests (Audiometrie/AEP) gibt es in der Regel nicht und was hier geschieht ist die Vermehrung von Hunden, keine bewusste Zucht.
Ein VDH Züchter zu sein bedeutet, sich den Regeln und (Mindest-)Anforderungen des VDH und eines der vier anerkannten VDH Dalmatiner-Zuchtvereine zu unterwerfen.
Bevor man überhaupt züchten darf, sind je nach Verein verschiedene Bildungs- bzw. Schulungsmaßnahmen vorgeschrieben und die Züchter sind angehalten, mindestens 1x jährlich an einer Fortbildung teilzunehmen (es gibt im VDH zahlreiche Schulungsveranstaltungen rund um Zucht, Gesundheit, Genetik uvm.)
Die Aufzuchtbedingungen werden kontrolliert und jede Verpaarung genau dokumentiert. Jeder Welpe wird mehrfach untersucht und die Einhaltung der Bestimmungen bestmöglich sichergestellt. Größe des Aufzuchtraumes, des Auslaufes und die Mindesthaltungs- bzw. Aufzuchtsbestimmungen im Allgemeinen sind vorgeschrieben, das Welpengewicht, die gesundheitlichen Untersuchungen, der Gesamtzustand eines jeden Welpen und Hundes im Züchterhaushalt werden kontrolliert.
Niemals wird man aus einer VDH Zucht einen Welpen ohne Papiere erhalten. Dies bedeutet auch, dass jeder Welpenkäufer mit Hilfe der Ahnentafel mindestens drei Generationen seines Welpen selbst zurückverfolgen kann – ein gewissenhafter Züchter kann dies über viele zusätzliche Generationen.
Ein weiterer (und sehr wichtiger) Punkt ist die internationale Kooperationsmöglichkeit, denn die FCI hat Abkommen mit Zuchtverbänden auf der ganzen Welt und somit stehen einem VDH/FCI Züchter Deckpartner auf der ganzen Welt zur Verfügung. Nur so ist es möglich, den Genpool so gesund und offen wie möglich zu halten, wobei die Zucht im Rahmen der Vereinsbestimmungen natürlich in der Eigenverantwortung eines jeden Züchters liegt.
Man wird erahnen können, welcher Aufwand hier betrieben wird, damit ein Wurf bestmöglich betreut aufgezogen wird, damit der neue Familienhund den bestmöglichen Start in ein aufregendes und doch behütetes Leben hat.
Ausstellungen möchte nicht jeder besuchen – also DOCH keine Papiere nötig?
Die Ahnentafel eines VDH Welpen ist zwar eine Art Eintrittskarte für VDH Rassehunde-Ausstellungen, trotzdem ist es ja kein Muss auch daran teilzunehmen. Die meisten Welpen sollen eine liebevolle Familie finden und jeder Züchter ist dankbar, wenn es dem Welpen gut geht und die Familien glücklich und zufrieden sind.
Nun kann es sein, dass ein Züchter für einen Welpen ausschliesslich ausstellungsbegeisterte oder zumindest interessierte Menschen oder sogar andere Züchter sucht. Dies ist kein Grund, um die Augen zu verdrehen, sondern zeigt nur, dass der Züchter sich Gedanken macht und überzeugt von einer Verpaarung ist. Wenn jeder Züchter seine Würfe so züchtet, als sollte jedes Mal einer der Welpen bei ihm bleiben, kann man davon ausgehen, dass er dies mit Bedacht tut. Hier kann man definitiv von ZUCHT sprechen.
Anmerkung: Schwarze Schafe gibt es überall im Leben. Vereine sind darauf angewiesen, dass sie über Missstände informiert werden und werden dann im Rahmen der (gesetzlichen) Möglichkeiten eingreifen.
Dass einige Rassen in der Vergangenheit nicht optimal dastanden und dass deren Zuchtziele einer deutlichen Besserung bedürfen, ist allgemein bekannt. Der Dalmatiner an jedoch sich gehört einer gesunden Rasse an und ist in keiner Weise mit manchen Qualzuchten in Verbindung zu bringen.
Die Dissidenz Zucht besteht aus Personen, die zwar in einem Verein züchten wollen, jedoch die VDH Regularien nicht anerkennen. Man hat einen eigenen Regelkatalog aufgestellt, stellt sogar eigene Papiere aus (welche dem unwissenden Käufer oftmals als „echte“ Papiere angepriesen werden) und dokumentiert immerhin die aktuelle Zucht. Der große Haken ist jedoch, dass durch diese Abgrenzung eine vernünftige, weltweit kooperierende Zucht ausgeschlossen ist. Man macht quasi „sein eigenes Ding“ und grenzt sich ab. Bei all dem Engagement tatsächlich fast schade, denn meist kollidieren die Zuchtziele grundlegend gar nicht so sehr.
Als Hauptargument wird aktuell vor allem die Farbzucht hervorgehoben.
Da der FCI Standard die Farben Lemon, Orange etc. als Fehler ansieht, werden Hunde, die dieses Merkmal sichtbar tragen (also nicht schwarz oder braun gefleckt sind), von der Zucht ausgeschlossen.
Ein verbreiteter Irrglaube ist, dass der Genpool hierdurch verkleinert wird.
Träger von Fehlfarben sind sehr wohl weltweit in der FCI Zucht, es fallen auch immer wieder einmal Würfe, in denen Fehlfarben auch optisch auftreten, bewusst jedoch auf Seltenheit zu selektieren schadet der Rasse deutlich mehr, als es ein Zuchtverbot für diese Hunde tut.
Warum? Wir erinnern uns: Diesen Züchtern steht NICHT die weltweite (und genetisch bzw. gesundheitlich verfolgbare) Zuchtbasis zur Verfügung, man muss sich auf Exemplare beschränken, die entweder in eigenen Reihen zur Welt kamen oder aus Unwissenheit (oder trauriger Gleichgültigkeit) eines FCI Züchters in einem Dissidenz-Verein „gelandet“ sind. Oft haben diese Hunde körperliche Mankos und ein eigentlich evtl. gut gemeinter Ansatz wird durch selbst verursachte Einschränkungen behindert.
Die verantwortungsbewusste Zucht sollte stets der Gesunderhaltung und dem Fortbestand einer Rasse dienen und niemals einen Markt bedienen – nur weil ein einziges Merkmal gefällt, sollte Zucht niemals auf Kosten anderer Merkmale betrieben werden.
Was Zucht generell bedeutet, hat Dr. Frank Pfannenschmid sehr umfangreich HIER erläutert
Einen Artikel zum Thema Zucht mit Fehlfarben, das „Lemon-Drama aus VDH-Züchtersicht„, gibt es HIER
Jeder muss sich die Ausgangsfrage nun selbst beantworten – für uns lautet die Antwort definitiv:
JA! Wenn Hundezucht, dann ausschließlich im VDH bzw. in der FCI
© Melissa Glasner