Disproportionierter Zwergwuchs

Zwergwuchs beim Dalmatiner ist seit vielen Jahren bekannt. Man könnte meinen, es handle sich bei einem von der Genmutation betroffenen Dalmatiner einfach um eine Miniatur-Ausgabe, dem ist jedoch keineswegs so. Bereits in den 80er Jahren wurden Dalmatiner geboren, die im Laufe des Wachstums Deformierungen der Vorderbeine aufwiesen, die teilweise so beachtlich waren, dass die Hunde eingeschläfert wurden.

Woran sieht man, dass ein Welpe ein „Zwerg“ ist?

Bis zur 8. Lebenswoche haben betroffene Welpen eine unauffällige Optik. Erst in den Wochen und Monaten danach zeigen sich nach und nach oftmals starke Verformungen der Vorderbeine.

Gendefekt Zwergwuchs Dalmatiner, Foto: Erna Kuipers

Zur Risikovermeidung blieb Züchtern bis Juni 2025 keine andere Wahl, als die Linienzucht auf bekannte Träger zu vermeiden. Als Träger galten hierbei solche Hunde, die betroffenen Nachwuchs hatten und die durch den Vergleich von Ahnentafeln betroffener Welpen als Träger angenommen werden mussten.

Die norwegische Dalmatinerzüchterin Kari Ditlefsen ging schon 2009 offen mit diesem Thema um und informierte andere Züchter proaktiv darüber, dass ihr Rüde „Perdita’s Just in Time“ Träger eines Gens sei, das verformte Vorderbeine hervorrufe. Sie rät seither ausdrücklich zur Vermeidung von Linienzucht auf diesen Rüden.

Da aber jeder betroffene Hund zwei Elternteile hat und ohne Gentest immer nur Vermutungen zur Herkunft durch den Vergleich der Ahnen geäußert werden konnten, gab es leider auch in den vergangenen Jahren in Europa einige Fälle betroffener Welpen.


Der neue Gentest

Engagierte Züchter wie Erna Kuipers haben seit 2016 durch Einsendung zahlreicher Blutproben maßgeblich zur Entwicklung eines Gentests an der Universität Uppsala beigetragen.

Im Juni 2025 wurden die Dalmatiner-Zuchtvereine per E-Mail von LABOKLIN (Fachlabor für veterinärmedizinische Diagnostik) über die fantastische Neuigkeit informiert, dass der Gentest nun für Dalmatiner validiert und bestellbar sei.

Zwergwuchs Dalmatier PRKG2 Gen Mutation

Gen: PRKG2
Erbgang: autosomal-rezessiv

Mögliche Ergebnisse:
Dw/Dw – betroffen (Zwerg)
N/Dw – Träger (jedoch kein Zwerg)
N/N – kein Träger (kein Zwerg)

 

 

Endlich ist es also möglich, (Zucht-)Hunde auf diesen Gendefekt testen zu lassen und Vermutungen gehören der Vergangenheit an. Die Verfügbarkeit dieses Gentests ermöglicht es Züchtern inzwischen, Nachkommen bekannter Träger (die bisher zur Sicherheit züchterisch ausgeschlossen wurden) bei entsprechendem Ergebnis wieder für Verpaarungen in Betracht ziehen zu können.


Was geschieht mit den Trägern? Dürfen Träger in die Zucht?

Zunächst einmal ist es wichtig zu verstehen, dass Träger nicht gesundheitlich betroffen sind. Ein Träger ist also kein Zwerg. Der Erbgang erfordert die Verpaarung zweier Träger, damit betroffene Welpen bzw. Zwerge entstehen.

Züchterisch wäre es fatal für den Genpool, wenn sämtliche Träger aus der Zucht genommen werden. Es gilt lediglich, riskante Verpaarungen zu vermeiden, und dank des Gentests ist dies jetzt problemlos möglich.